Mit Sicherheit sind Sie in letzter Zeit im Zusammenhang mit Versicherungen des öfteren auf den
Begriff „Unisex“ gestoßen. Doch die wenigsten Artikel oder Reportagen erklären, was es mit diesem
Begriff überhaupt auf sich hat – so – dass auch der Otto Normalverbraucher versteht, was damit gemeint ist.
In vielen Medien wird man zum Handeln aufgefordert – am besten so schnell wie möglich, solange es den Unisex Tarif noch nicht gibt… Doch gilt das auch für Sie?
Ob und wo Sie vielleicht handeln sollten, möchten wir Ihnen hier mit unserem Artikel etwas näher bringen, damit auch Sie bereits Bescheid wissen, wenn morgen bei Ihnen das Telefon klingelt!
Die neuen Unisex-Tarife
Versicherer müssen am dem 21. Dezember, unabhängig von der jeweiligen Versicherungsform, Unisex-Tarife anbieten. Diese geschlechtsneutral kalkulierten Tarife gelten ausschließlich für Neuabschlüsse und für veränderte Bestandspolicen. Von den Unisex-Tarifen profitieren vor allem Frauen, da sie in vielen Versicherungssparten weniger zahlen müssen.
Besonders im Hinblick auf Versicherungen klafften die Beiträge von Mann und Frau in der Vergangenheit weit auseinander, da in vielen Versicherungsbereichen geschlechtsspezifische Merkmale berücksichtigt wurden. Dies hatte je nach Versicherungssparte entweder für den männlichen oder für den weiblichen Kunden einige Nachteile. Statistiken – die Beitragsgrundlage bei den Versicherungen – kamen dem Versicherungsnehmer teuer zu stehen. Am Beispiel der privaten Krankenversicherung lassen sich diese Nachteile am Besten aufzeigen. Hat bisher eine Frau eine private Krankenversicherung abgeschlossen, war sie von vorneherein zu höheren Beiträgen verdammt, da Frauen aufgrund ihrer Gebärfähigkeit und anderen Faktoren viel mehr Kosten verursachen als Männer. Auch in Sachen KFZ-Versicherungen mussten Frauen mit höheren Beiträgen rechnen, aufgrund einer veralteten Regelung, die sich auf ebenso alte Statistiken bezog, dass Frauen früher mehr Unfälle verursachten, als Männer. Nur weibliche Fahranfänger hatten gegenüber Ihren männlichen Fahranfängern eine Vergünstigung.
In Bezug auf die Berufsunfähigkeitsversicherung, mussten Männer bisher tiefer in die Tasche greifen, da sie viel mehr körperliche Arbeiten verrichten und es für Männer statistisch gesehen wahrscheinlicher war, irgendwann krankheitsbedingt berufsunfähig zu werden. Ähnliche Unterschiede gab es auch bezüglich der Beiträge für die Unfallversicherung und Lebensversicherung. Weil Frauen im Schnitt länger leben und nicht so gefährlichen Hobbys nachgehen, wie das männliche Geschlecht, hatten auch hier die Männer das Nachsehen.
Unisex ist ein Wort, das oft gebraucht wird, um zu verdeutlichen, dass es keine Unterscheidung zwischen Männer und Frauen gibt und für beide das gleiche gilt.
Nun werden zwischen Mann und Frau keine Unterschiede mehr gemacht: Der Beschluss zum sog. Unisex Tarif kam vom Europäischen Gerichtshof, der eine geschlechtsspezifische Eingruppierung nch dem 21.12.2012 verbietet, weil die Geschlechtertrennung, die man auch als Diskriminierung ansehen kann, gegen das Grundrecht verstößt. Nach diesem magischen Datum werden Frauen und Männer versicherungstechnisch auf die gleiche Stufe
gestellt. Zukünftig wird es also keine Rolle mehr spielen, ob Frauen Kinder bekommen oder Männer in
der Berufswelt körperlich mehr leisten müssen. Beide Geschlechter werden für jede Versicherung
die gleichen monatlichen Beiträge entrichten müssen.
Unisex – der Verbraucher erhält dafür die Quittung
Darüberhinaus hat die Einführung des Unisex Tarifes einen weiteren Nachteil: Denn durch die neue Regelung, die vorschreibt, dass geschlechtsspezifische Risikomerkmale in der Tarifierung nicht mehr berücksichtigt werden dürfen, entstehen für die deutschen Versicherungsunternehmen zusätzliche Kosten, die irgendwie wieder ausgeglichen werden müssen. Dieser Faktor wird zwangsläufig leider zu
Beitragserhöhungen führen, die die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau überschatten.
Doch die gute Nachricht ist: Bereits bestehende Versicherungen, die noch vor dem
21.12.2012 abgeschlossen werden, bleiben bis jetzt von den Beitragserhöhungen verschont.
Unisex Tarife – Segen oder Fluch?
Positive bzw. negative Bewertung vor der Einführung des neuen Unisex Tarifes:
Positiv | Negativ |
Männer: Private Krankenversicherung, Zahnzusatz-, Pflegetagegeld-, Krankenhauszusatzversicherung | Frauen |
Männer: BU, private Rente, Pflegezusatzversicherung | Frauen |
Frauen: Risikolebensversicherung | Männer |
Frauen: Unfallversicherung | Männer |
Auswirkungen auf den Verbraucher nach der Einführung der Unisex Tarife
Positiv | Negativ |
Frauen: private Rente, Rürup Rente – der Beitrag sinkt geringfügig, Rentenausahlung wird mehr | Männer: Private Rente, Rürup Rente – der Beitrag wird teurer, die Auszahlungen werden sinken |
Frauen: BU Versicherung, Pflegetageld, Pflegerente wird günstiger | Männer: BU Versicherung, Pflegetagegeld, Pflegerente – bis zu 40% teurer |
– | Männer: Private Krankenversicherung – bis zu 30% teurer |
Männer: Risikolebensversicherung günstiger | Frauen: Risikolebensversicherung bis zu 55% teurer |
Männer: Kapitallebensversicherung | Frauen: Kapitallebensversicherung teurer |
– | Frauen: Unfallversicherung – teurer |
– | Frauen: Kfz Versicherung Fahranfänger – teurer |
Was du heute kannst besorgen, das …
Der Abschluss einer Versicherung kann trotzdem auch dieses Jahr noch sinnvoll sein, obwohl die Versicherung nach Einführung des Unisex Tarifes günstiger wird:
- denn vielleicht besteht ja schon zum jetzigen Zeitpunkt eine Versorgungslücke
- dieses Jahr kommt man noch gut durch die Gesundheitsprüfung, aber nächstes?
- zum jetzigen Zeitpunkt ist das Eintrittsalter ein Jahr jünger = weniger Beitrag und zwar lebenslang
- Steuervorteile für dieses Jahr sollten nicht verschenkt werden
- ein Jahr länger eingezahlt, heißt auch ein Jahr länger den Zinseszinseffekt ausgenutzt.
Einige Versicherungsgesesllschaften bieten zum jetzigen Zeitpunkt Tarife mit einer Umstellungsoption an, die den Kunden nächstes Jahr den Wechsel in den neuen Tarif erlauben, wenn er günstiger sein sollte.
Achtung: Kunden, die bereits einen Vertrag in einer diesen Sparten besitzen und nach Einführung der Unisex Tarife eine Veränderung, z. B. die Erhöhung Ihrer Versicherungssumme wünschen, sollten darauf achten, ob dies mittels einer sog. Option, Dynamik oder Nachversicherungsgarantie möglich ist, damit für den Vertrag weiterhin die alten Regeln gelten oder ob die Veränderung als Neuabschluss zu interpretieren ist und damit zumindest dem Erhöhungsteil die neuen Vertragsbedingungen zugrunde gelegt werden müssen.
Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn Ihnen unser Artikel gefallen oder weitergeholfen hat! Dieses Thema wird ja leider nur von kurzer Dauer sein – weil wir es dann ja sowieso nicht mehr ändern können – trotzdem sind wir natürlich gespannt auf Ihre Reaktionen oder Ihre Erfahrungen!
Zu den wichtigsten Versicherungen, die existenzielle Risiken vorbeugen, gehören:
– Haftpflichtversicherung (vom Unisextarif nicht betroffen)
– Berufsunfähigkeitsversicherung (gemäß dem Unisextarif wird für Männer nach dem 21.12.2012) wesentlich teurer)
– Risikolebensversicherung (besonders für Familien wichtig) (gemäß dem Unisextarif wird für Frauen nach dem 21.12.2012 wesentlich teurer)
D.h. die Männer, die noch keine Berufsunfähigkeitsversicherung haben, sollten diese noch vor dem 21.12 abschließen.
die Frauen, die noch keine Risikolebensversicherung, sollten so schnell wie möglich handeln, um nach dem 21.12 höhere Kosten zu vermeiden.
Überall Unisex, Unisex, Unisex – Ist das jetzt das neue Unwort des Jahres?
Unmöglich finde ich das Verhalten und Gehabe vieler Vertreter. Überall wo man jetzt hinkommt, wird man darauf angesprochen. Laufend wird im Moment bei uns angerufen und sie versuchen einem noch schnell Verträge aufzuschwatzen.
Was man heutzutage alles wissen muss?!